Diphtherie
Vereinbaren Sie online einen Arzttermin oder besuchen Sie eine Videosprechstunde
Stellen Sie sich vor, Sie atmen ein, und plötzlich wird das Atmen schwieriger – Ihr Hals fühlt sich enger an, und der Husten wird immer quälender. Was viele nicht wissen: Diese Symptome könnten auf Diphtherie hinweisen, eine heimtückische Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Corynebacterium diphtheriae ausgelöst wird. Obwohl sie heutzutage dank Impfungen weitgehend vermeidbar ist, war Diphtherie in der Vergangenheit eine der Hauptursachen für schwere Erkrankungen und sogar Todesfälle, besonders bei Kindern.
Was ist Diphtherie?
Diphtherie ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die besonders die oberen Atemwege befällt. Es handelt sich um eine lebensgefährliche Krankheit, die durch das Bakterium Corynebacterium diphtheriae verursacht wird. Die Symptome reichen von Halsschmerzen bis hin zu schwerer Atemnot. Typisch ist die Ausbildung von grau-weißen Belägen auf Mandeln, Rachen und Kehlkopf. Diese können die Atemwege blockieren und eine Erstickungsgefahr darstellen.
Früher war Diphtherie weltweit verbreitet und eine der Hauptursachen für den Tod bei Kindern. Heute kommt die Krankheit vor allem dort vor, wo die Impfraten niedrig sind. Trotzdem bleibt das Wissen über Diphtherie essentiell, gerade weil die Erkrankung durch zunehmende Impfmüdigkeit wieder auf dem Vormarsch ist.
Verbreitung und Epidemiologie
Viele Menschen glauben, Diphtherie sei in Europa bereits ausgerottet. Doch aktuelle Zahlen zeigen das Gegenteil: Es gibt wieder vermehrt Diphtherie-Fälle in Deutschland. Ein Diphtherie-Ausbruch in Berlin 2025 sorgte für Schlagzeilen, da mehrere Personen an Diphtherie gestorben sind. Dieser Ausbruch machte deutlich, dass auch in westlichen Ländern wieder mit der Rückkehr von Krankheiten zu rechnen ist, die lange Zeit als besiegt galten.
Laut dem Robert-Koch-Institut ist das Diphtherie-Vorkommen vor allem bei Migranten aus Regionen mit niedriger Impfquote sowie bei Obdachlosen häufiger. Die Diphtherie-Fälle in Deutschland betreffen zunehmend auch große Städte. Eine europaweite Analyse zeigt, dass die Diphtherie-Fälle in Europa seit 2022 wieder zunehmen. Besonders betroffen sind osteuropäische Länder, aber auch Westeuropa bleibt nicht verschont.
Historisch gesehen kam es im 19. und frühen 20. Jahrhundert regelmäßig zu Diphtherie-Epidemien, die viele Todesopfer forderten. Die Sterberate lag teils bei 20 %. Dank Impfungen konnte die Diphtherie in vielen Teilen der Welt zurückgedrängt werden. Dennoch zeigen neue Ausbrüche, dass Diphtherie nicht ausgerottet ist.
Auch von Reiserückkehrern kann Diphtherie eingeschleppt werden. Deshalb wird bei bestimmten Reisezielen eine Diphtherie-Auffrischungsimpfung empfohlen, um das individuelle Risiko zu senken und neue Epidemien zu verhindern.
Ansteckung, Erreger und Inkubationszeit
Die Diphtherie-Ansteckung erfolgt überwiegend durch Tröpfcheninfektion – beim Niesen, Husten oder engen Gesprächskontakt mit einer infizierten Person. Das Hauptproblem liegt darin, dass Erkrankte anfangs oft keine typischen Symptome zeigen und daher andere unbemerkt anstecken. Der Infektionsweg ist somit tückisch und schwer zu kontrollieren.
Der Diphtherie-Erreger, Corynebacterium diphtheriae , bildet ein starkes Toxin, das die Zellen des Wirts zerstören kann. Neben der Tröpfcheninfektion gibt es auch die Schmierinfektion, z. B. über kontaminierte Gegenstände wie Spielzeug oder Handtücher. Diphtherie-Bakterien können mehrere Stunden auf Oberflächen überleben und dort eine indirekte Infektionsquelle darstellen.
Die Inkubationszeit der Diphtherie beträgt im Durchschnitt 2 bis 5 Tage, kann aber bis zu 10 Tage dauern. Das macht es schwierig, Infektionsketten nachzuvollziehen. Diphtherie-Ursachen sind also nicht nur mangelnder Impfschutz, sondern auch mangelndes Wissen über Ansteckungswege und Vorbeugung. Besonders in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen, Flüchtlingsunterkünften oder Pflegeheimen verbreitet sich Diphtherie schnell.
Um einer Infektion vorzubeugen, ist eine Impfung essenziell. Ergänzend dazu sind Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen und das Meiden enger Kontakte bei Symptomen von Infektionskrankheiten hilfreich.
Symptome und Krankheitsverlauf
Diphtherie zu erkennen, ist oft eine Herausforderung. Die Symptome ähneln anfangs einer einfachen Erkältung: Halsschmerzen, Fieber und allgemeine Schwäche. Doch schon bald zeigen sich typische Merkmale wie dicke Beläge im Rachenbereich und starke Schwellungen. Besonders auffällig ist die sogenannte "Diphtherie-Zunge" – ein grau-weißer Belag, der sich auf der Zunge absetzen kann.
Die Diphtherie-Symptome bei Kindern sind meist schwerer ausgeprägt als bei Erwachsenen. Bei Kindern kommt es häufig zu einem geschwollenen Hals, dem sogenannten "Stierhals", was ein deutliches Anzeichen für einen schweren Verlauf ist. Diphtherie an den Mandeln, im Rachen oder Hals geht oft mit Atemnot einher. Erwachsene zeigen häufig mildere Diphtherie-Symptome, was jedoch eine frühzeitige Diagnose erschwert. Auch eine sogenannte kutane Diphtherie – eine Form der Erkrankung, bei der sich auf der Haut infizierte Wunden mit einem schmierigen Belag zeigen.
Im späteren Krankheitsverlauf können schwerwiegende Komplikationen auftreten, etwa Lähmungen oder Herzrhythmusstörungen. Die Erkrankung kann auch den Blutdruck beeinträchtigen, was wiederum zu Kreislaufproblemen führt. Daher ist es wichtig, frühzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, um mögliche Folgen rechtzeitig zu verhindern.
Diphtherie-Arten
Hier eine Übersicht der verschiedenen Diphtherie-Arten und ihrer typischen Symptome:
- Rachendiphtherie: Die häufigste Form. Betrifft Rachen, Mandeln und Hals. Symptome: Halsschmerzen, Beläge auf den Mandeln, geschwollener Hals, Schluckbeschwerden.
- Kehlkopfdiphtherie: Besonders bei Kindern gefährlich. Symptome: Heiserkeit, bellender Husten (ähnlich Krupphusten), Atemnot, mögliche Erstickungsgefahr durch Pseudomembranen.
- Nasendiphtherie: Verläuft oft milder, vor allem bei Säuglingen. Symptome: Eitriger oder blutiger Nasenausfluss, verstopfte Nase, Entzündung der Nasenschleimhaut.
- Kutane Diphtherie: Betrifft die Haut. Symptome: Schmerzhafte, gerötete Wunden mit grau-weißem Belag. Häufig bei schlechter Hygiene oder in tropischen Regionen.
- Systemische Diphtherie: Seltene, aber sehr gefährliche Form. Symptome: Schädigung innerer Organe wie Herz (toxische Myokarditis) oder Nerven (Neuropathien), ggf. auch Kreislaufprobleme.
Die Frage "Wie äußert sich Diphtherie?" lässt sich nicht pauschal beantworten, da der Verlauf stark variieren kann. Entscheidend ist eine schnelle Abklärung durch medizinisches Fachpersonal, insbesondere bei Symptomen wie Schluckbeschwerden, Luftnot oder Belägen im Halsbereich.
Folgen und Komplikationen
Unbehandelte Diphtherie kann schwerwiegende Komplikationen verursachen. Die Toxine des Bakteriums greifen nicht nur die Schleimhäute, sondern auch das Herz und das Nervensystem an. Eine der häufigsten schweren Folgen ist eine Myokarditis, also eine Entzündung des Herzmuskels. Diese kann Herzrhythmusstörungen und plötzlichen Herztod verursachen.
Auch neurologische Schäden wie Lähmungen oder eine periphere Neuritis sind möglich. Die Spätfolgen von Diphtherie können Monate nach Abklingen der akuten Symptome auftreten. Besonders bei Kindern mit unzureichendem Immunschutz ist die Letalität von Diphtherie hoch. Die Diphtherie-Sterberate liegt weltweit zwischen 5 und 10 Prozent, in Entwicklungsländern sogar deutlich höher.
Diphtherie-Impfung
Die Diphtherie-Impfung ist eine der wichtigsten präventiven Maßnahmen im Rahmen der öffentlichen Gesundheit. Sie schützt effektiv vor einer Erkrankung mit dem Erreger Corynebacterium diphtheriae und ist Bestandteil der Grundimmunisierung im Kindesalter. Bereits ab einem Alter von zwei Monaten wird die erste Dosis der Impfung verabreicht. Die Grundimmunisierung umfasst mehrere Dosen im ersten Lebensjahr sowie eine Auffrischung im Vorschulalter. Danach sollte die Impfung alle 10 Jahre aufgefrischt werden – auch im Erwachsenenalter.
In Deutschland wird die Diphtherie-Impfung in der Regel als Kombinationsimpfung verabreicht, zum Beispiel als 4-fach-Impfung (gegen Tetanus, Diphtherie, Polio und Pertussis) oder 6-fach-Impfung bei Säuglingen. Ein reiner Diphtherie-Einzelimpfstoff ist in Deutschland nicht mehr verbreitet, kann aber in bestimmten Fällen über internationale Apotheken bezogen werden.
Der eingesetzte Diphtherie-Impfstoff ist ein Totimpfstoff (kein Lebendimpfstoff) und enthält ein entgiftetes Toxin (Toxoid). Diphtherie-Toxoid löst keine Erkrankung aus, sondern regt das Immunsystem zur Antikörperbildung an. Toxoid wird meistens mit einer Trägersubstanz wie Aluminiumhydroxid kombiniert (Diphtherie-Adsorbat). Die Wirksamkeit der Impfung wird dadurch verstärkt, weil diese Kombination die Freisetzung des Impfstoffs verlangsamt und die Immunantwort verlängert.
Indikationen für eine Diphtherie-Impfung bestehen für alle Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die ihre Auffrischung benötigen. Ebenso können Schwangere geimpft werden, um auch das Neugeborene indirekt zu schützen. Kontraindikationen sind selten, betreffen jedoch akute schwere Infektionen, allergische Reaktionen gegen Bestandteile des Impfstoffes oder bestimmte neurologische Vorerkrankungen. In solchen Fällen sollte eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung durch den behandelnden Arzt erfolgen.
Impfreaktionen sind meist mild und vorübergehend. Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen Rötung oder Schwellung an der Einstichstelle, Fieber, Müdigkeit oder – seltener – Kopfschmerzen nach der Tetanus-Diphtherie-Impfung. Schwere Impfschäden sind äußerst selten und werden gemäß dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) dokumentiert.
Diphtherie trotz Impfung ist extrem selten, und wenn, dann verläuft die Krankheit deutlich milder.
Behandlung, Diagnose und Meldepflicht
Wird Diphtherie vermutet, muss sofort gehandelt werden. Die Diphtherie-Diagnose erfolgt durch Rachenabstrich und labordiagnostischen Nachweis des Bakteriums. Die Patienten müssen isoliert werden, um die weitere Ausbreitung der Erkrankung zu verhindern.
Die Therapie kombiniert Diphtherie-Antibiotika wie Penicillin oder Erythromycin mit einem spezifischen Diphtherie-Antitoxin, das die vom Bakterium gebildeten Toxine neutralisiert. Diphtherie-Antitoxin wird manchmal als Diphtherie-Serum bezeichnet. Historisch wurde das Diphtherie-Serum aus dem Blut von immunisierten Pferden gewonnen – dem sogenannten Pferdeserum.
Diphtherie ist in Deutschland meldepflichtig. Ärzte und Labore sind verpflichtet, jeden Verdachtsfall dem Gesundheitsamt zu melden. Diese Maßnahme dient dem schnellen Einschreiten und dem Schutz der Bevölkerung bei möglichen Ausbrüchen. Die Kombination aus rascher Diagnose, Behandlung mit Antibiotika und gezielter Immunprophylaxe ist der Schlüssel zur Bekämpfung der Erkrankung.
Wie ein Online-Arzt bzw. eine Online-Ärztin helfen kann
arzt-direkt bietet Ihnen eine schnelle und unkomplizierte medizinische Versorgung. Über unsere Online-Videosprechstunde können Sie sich bequem von zu Hause aus von erfahrenen Ärztinnen und Ärzten beraten lassen. Das ist besonders hilfreich bei ersten Symptomen wie Halsschmerzen, Fieber oder Fragen zur Impfung gegen Diphtherie.
Sollten Sie eine Krankschreibung benötigen, können unsere Telemediziner bei entsprechender Indikation eine elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) ausstellen – direkt und digital. Auch Rezepte können nach der Beratung online bereitgestellt werden.