Karpaltunnelsyndrom
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Symptome
- Schmerzen in den Fingern
- Taubheit, Kribbeln in den Fingern (auch Parästhesie genannt)
- ausstrahlende Schmerzen in Arm und Schulter
- Kraftverlust der betroffenen Hand
- Gefühllosigkeit, Missempfindungen
- Muskelrückbildung (auch Atrophie genannt)
Der Mittelarmnerv (Nervus medianus) versorgt den Daumen und verschiedene Bereiche der Hand. Wird er eingeklemmt, kommt es zu Schmerzen und Gefühlsstörungen in diesen Bereichen. Zu Beginn der Erkrankung treten die Symptome immer nur zeitweise unter Belastung auf und verschwinden dann wieder. Man verspürt oft ein Kribbeln in den Fingern, ähnlich wie bei “eingeschlafenen” Körperteilen. Die Beschwerden können bis in den Arm ausstrahlen.
Da diese Symptome auch bei anderen neurologischen oder orthopädischen Erkrankungen (Tennisarm, Sehnenscheidenentzündung, usw.) auftreten, ist es wichtig, frühzeitig einen Arzttermin vereinbaren, um eine genaue Diagnose zu erhalten.
Oft sind Entzündungen der Beugesehnen infolge erhöhter Belastung für die Entwicklung eines Karpaltunnelsyndroms verantwortlich. Häufiges Tippen auf einer Tastatur ist beispielsweise eine typische Tätigkeit, die zu einer Entzündung der Handgelenkssehnen führen kann. Schwellungen nach Verletzungen oder Brüchen des Handgelenks oder rheumatischen Erkrankungen sind weitere mögliche Ursachen. Frauen sind insgesamt häufiger davon betroffen als Männer. Man nimmt an, dass hormonelle Unterschiede dafür verantwortlich sind. Je länger das Karpaltunnelsyndrom unbehandelt bleibt, desto mehr wächst die Gefahr einer dauerhaften Nervenschädigung. In späteren Krankheitsstadien nehmen die Schmerzen zu und treten auch in Ruhe auf (Ruheschmerzen).
Karpaltunnelsyndrom Behandlung
Zu Beginn des Karpaltunnelsyndroms lassen sich die Beschwerden in der Regel konservativ behandeln - mit Vitamin B6, Kortison-Spritzen, manueller Therapie, Übungen und einer speziell angepassten, nur nachts getragenen Armschiene.
Manchmal verschwinden die Beschwerden auch ohne Behandlung wieder. Um die Hand zu entlasten, kann man unterstützend eine Handgelenkschiene tragen. Im Vergleich zu einer Kortisonbehandlung oder Operation hat dies kaum Nebenwirkungen, reicht allerdings nicht immer aus. Kortison in den Bereich des Karpaltunnels zu spritzen, ist eine gängige Behandlung. Dies führt zum Abschwellen des Bindegewebes im Karpaltunnel und damit zu einer Druckentlastung des Mittelnervs.
Kortisonbehandlung oder eine Operation?
Studien deuten darauf hin , dass die Wirkung von Kortisonspritzen auch nach drei Monaten noch anhält. Langfristig helfen Kortisonspritzen jedoch leider meist nicht. Bei vielen Menschen treten die Beschwerden mit der Zeit erneut auf. Durch Kortisonspritzen lässt sich bei einigen eine Operation vermeiden oder zumindest längerfristig aufschieben. Eine Operation ist jedoch oft wirksamer als eine regelmäßige Kortisonbehandlung.
Bei der Operation besteht die Möglichkeit entweder „offen“ oder „minimal-invasiv“ mit speziellen Geräten (Endoskop) zu operieren. Bei der offenen OP wird nach einem Hautschnitt an der Innenseite des Handgelenkes das Mittelband (Retinaculum flexorum) durchtrennt, um den gereizten Nerven mehr Platz zu verschaffen. Eventuell entfernt man noch gutartige Weichteiltumore oder auch ein verdicktes Sehnengleitlager Gewebe, die möglicherweise Druck auf den Nerven ausüben.
Bei der minimal-invasiven (endoskopischen) Vorgehensweise wird über zwei kleine Schnitte das schmale Operationsinstrument in die Hohlhand eingeführt und die Druckentlastung der betroffenen Nerven durch eine Durchtrennung des Mittelbandes von innen vorgenommen. Ein Vorteil der minimal-invasiven OP ist vor allem die schnellere Abheilung und die geringere Narbenbildung.
Am Ende des Eingriffs werden die Hautschnitte vernäht und ein fester Verband angelegt. Je nach Art des Eingriffs wird noch ein kleiner Kunststoffschlauch (Drainage) zur Ableitung von Wundsekret eingelegt, der nach wenigen Tagen wieder entfernt wird.
Genesung:
Die Genesung nach der Karpaltunnel-OP dauert meist etwa 6 Wochen. Während dieser Zeit wird empfohlen, den Arm für die ersten 1-2 Wochen zu schonen, physiotherapeutische Übungen zu machen und nach 3-4 Wochen allmählich zur normalen Aktivität zurückzukehren. Je nach Grad der Erkrankung und der Schwere des Eingriffs kann der Heilungsprozess auch länger dauern.
Patienten, die körperlich schwere Arbeit verrichten, sind meist ca. 3 bis 5 Wochen arbeitsunfähig. Patienten, die weniger körperlich schwere Arbeiten ausüben, wie z.B. im Büro arbeiten, sind jedoch oft bereits nach wenigen Tagen wieder arbeitsfähig.
Karpaltunnelsyndrom in der Schwangerschaft
In der Schwangerschaft entsteht das Karpaltunnelsyndrom meist nicht durch Überlastung, sondern liegt die Ursache bei den hormonellen Veränderungen, die für Wassereinlagerungen im Gewebe sorgen. Durch diese wird der Karpaltunnel für Sehnen und Nerven am Handgelenk enger und klemmt den Medianus-Nerv – einen der Armnerven – ein. Die eingeschränkte Nervenleitgeschwindigkeit sorgt für Kribbeln, Taubheit und Schmerzen. Die Beschwerden treten in der Hand wie auch in den Fingern auf, da der Nervus medianus bis zum Daumen, Zeige-, Mittel- und Ringfinger verläuft.
Behandlung in der Schwangerschaft
- Versuchen Sie, beim Schlafen kein Gewicht auf Ihre Handgelenke zu verlagern
- Eine gepolsterte Schiene hilft Ihnen, das Handgelenk etwas ruhig zu halten (diese kann Ihnen ein Arzt verschreiben)
- Strecken Sie die Arme regelmäßig nach oben und bewegen Sie Ihre Finger. Schütteln Sie danach die Hände kräftig aus.
- Professionelle Lymphdrainage verringert die Wassereinlagerungen
- Probieren Sie Akupunktur aus. In den meisten Fällen braucht es allerdings mehrere Behandlungen, bis eine Verbesserung eintritt. Akupunkturbehandlungen werden in der Schwangerschaft übrigens oft von der Krankenkasse übernommen!
- Kortisonhaltige Spritzen können bei anhaltenden Schmerzen helfen, die Symptome zu lindern und die Funktionsfähigkeit des betroffenen Nervs zu verbessern. Das ist auch während einer Schwangerschaft möglich. Dem ungeborenen Kind schaden diese Spritzen nicht.
Die Beschwerden verschwinden in den meisten Fällen nach der Schwangerschaft wieder von allein. Sollten die Beschwerden jedoch auch nach der Schwangerschaft bestehen bleiben oder wiederkommen, kann eine Operation in Betracht gezogen werden.
Was kann man selbst tun?
Sie können darauf achten, eine Überbelastung zu vermeiden - mit diesen Tipps und Übungen:
- Bei einseitigen,schweren Anstrengungen (zum Beispiel Handwerksberufen) öfter eine kleine Pause einlegen.
- Hand-und Fingergymnastik zwischendurch: Finger dehnen,spreizen und sanft drücken
- Abends einen Gummiball zur Entspannung kneten oder rollen, was die Handmuskulatur stärkt.
- Durchblutungsfördernde Salben oder Massagen anwenden.
- Mit Kälte (bei Entzündungen) oder Wärme (bei Verspannungen) Beschwerden lindern.
- Wer unter dem Karpaltunnelsyndrom leidet, sollte, wenn er/sie viel Zeit am Computer verbringt, besonders auf die richtige Tastatur und Maus achten. Es gibt ergonomisch geformte oder geteiltes Computerzubehör, bei denen die Haltung der Hände natürlich bleibt.
Mit bestimmten Übungen lassen sich einige Beschwerden und Reizungen verringern oder beseitigen. Entspannung, Dehnung, Mobilisation, Regulierung von Flüssigkeitsansammlungen und Entlastung in verschiedenen Übungen finden Sie hier erklärt und gezeigt.
Alternative Heilmittel
- Johanniskraut - Im ursprünglichen Sinne wird es gegen Depressionen verwendet, es hilft aber genauso gegen Nervenschäden und den dadurch verursachten Schmerz.
- Eine magnesiumreiche Ernährung - Dieses Mineral ist wichtig für Muskel- und Nervenentspannung. Es können aber auch Nahrungsergänzungsmittel wie Magnesiumgluconat oder Magnesiumcitrat eingenommen werden.
Wichtig: Auch bei alternativen Heilmitteln konsultieren Sie einen Arzt, bevor Sie mit der Einnahme der Medikamente beginnen.