Morbus Scheuermann
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Morbus Scheuermann, auch Scheuermann-Krankheit genannt, ist eine Erkrankung der Wirbelsäule, die vor allem bei Kindern und Jugendlichen ab 11 Jahren auftritt. Dabei wächst die Wirbelsäule nicht richtig, was zu einer Rundrücken-Haltung führen kann.
Die genauen Ursachen sind nicht ganz klar, aber es könnte mit genetischen Faktoren und der Belastung während des Wachstums zusammenhängen.
Die Behandlung hängt davon ab, wie stark die Erkrankung ist. Es ist wichtig, frühzeitig einen Facharzt aufzusuchen, um die richtige Hilfe zu bekommen.
Morbus Scheuermann: Symptome und Lokalisierung
Zu den häufigsten Symptomen gehören Rückenschmerzen und eine auffällige Körperhaltung. Die Symptome von Morbus Scheuermann können aber ganz unterschiedlich ausgeprägt sein. Hier sind einige häufige Anzeichen, die auftreten können:
- Rückenschmerzen: Viele Betroffene haben Schmerzen im oberen Rücken, die sich oft bei längerem Sitzen oder Stehen verstärken.
- Veränderte Körperhaltung: Eine typische Erscheinung ist ein Rundrücken (Kyphose), bei dem die Schultern nach vorne fallen und der Kopf oft nach vorne geneigt ist.
- Bewegungseinschränkungen: Die Beweglichkeit der Wirbelsäule kann eingeschränkt sein, was das Bücken oder Drehen des Oberkörpers erschwert.
- Erschöpfung: Aufgrund der ständigen Anspannung der Rückenmuskulatur fühlen sich viele Betroffene schneller müde.
- Muskelverspannungen: Häufig treten Verspannungen in der Rückenmuskulatur auf, besonders im oberen Rücken und Nacken.
- Wachstumsveränderungen: Die Veränderungen in der Wirbelsäule verursachen oft eine verminderte Körpergröße.
Die Diagnose von Morbus Scheuermann erfolgt in der Regel durch verschiedene Verfahren:
- Tests: Der Schober-Test oder der Lift-Off-Test können dem Arzt erste Hinweise auf das Ausmaß der Erkrankung geben.
- Röntgenaufnahmen: Die Aufnahmen beim Röntgen ermöglichen es, die typischen Verformungen der Wirbelkörper zu erkennen, wie beispielsweise keilförmige Wirbel oder Veränderungen an den Grund- und Deckplatten der Wirbelkörper. Anhand der Röntgenbilder kann auch der Cobb-Winkel bestimmt werden, der das Ausmaß der Wirbelsäulenverkrümmung anzeigt.
- Magnetresonanztomographie (MRT): In bestimmten Fällen kann ein MRT sinnvoll sein, um andere Ursachen für Rückenschmerzen auszuschließen und um Wachstumsstörungen wie Morbus Scheuermann bereits im Frühstadium zu identifizieren.
Diese Erkrankung ist nicht heilbar, aber es gibt Möglichkeiten, die Symptome zu lindern.
Behandlungsmethoden
Die Behandlungsmöglichkeiten reichen von Physiotherapie über das Tragen eines Korsetts bis hin zu einer Operation, wenn die Erkrankung sehr weit fortgeschritten ist. Die Therapie bei Erwachsenen und Jugendlichen bei Morbus Scheuermann hängt von der Schwere der Erkrankung und den individuellen Symptomen ab.
Hier sind einige gängige Behandlungsmöglichkeiten:
- Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Rückenmuskulatur zu stärken, die Flexibilität zu verbessern und die Körperhaltung zu korrigieren. Übungen zur Stärkung der Rumpfmuskulatur sind besonders wichtig.
- Korsetts: Bei Jugendlichen, deren Wirbelsäule noch wächst, kann das Tragen eines Korsetts empfohlen werden. Dies kann helfen, die Krümmung der Wirbelsäule zu stabilisieren und eine weitere Verschlechterung zu verhindern.
- Schmerzlinderung: Medikamente, meist Schmerzmittel, werden verschrieben, um die Beschwerden zu lindern. In einigen Fällen können auch entzündungshemmende Medikamente hilfreich sein.
- Veränderungen im Lebensstil: Regelmäßige Bewegung, eine gute Körperhaltung und ergonomische Anpassungen im Alltag (z.B. beim Sitzen am Schreibtisch) tragen oft zur Verbesserung der Symptome bei.
- Chirurgische Behandlung: In schweren Fällen, wenn die Krümmung stark ausgeprägt ist und zu erheblichen Schmerzen oder Einschränkungen führt, kann eine Operation in Betracht gezogen werden. Dabei wird die Wirbelsäule stabilisiert und die Krümmung korrigiert. Die Operation ist mit einer längeren Genesungsdauer verbunden.
Was nach der Operation zu tun ist, wie lange Sie vorraussichtlich keinen Sport machen sollten und einiges mehr, können Sie sich auf der Gelenk-Klinik Seite genauer anschauen.
Auf der Seite netdoktor werden die einzelnen Behandlungsmöglichkeiten und die Durchführung noch einmal genauer erörtert.
Auch selbstständig kann man etwas für eine Verbesserung der Beschwerden tun.
Was kann man bei Morbus Scheuermann selbst tun?
Eine ausgewogene Ernährung und Sport können dabei helfen, die allgemeine Gesundheit zu unterstützen und die Symptome zu lindern. Hier sind einige Tipps bei Morbus Scheuermann:
- Kalziumreiche Lebensmittel: Kalzium ist wichtig für die Knochengesundheit. Lebensmittel wie Milchprodukte, grünes Blattgemüse, Nüsse und Samen sind gute Quellen.
- Vitamin D: Dieses Vitamin hilft dem Körper, Kalzium aufzunehmen. Sonnenlicht ist eine natürliche Quelle, aber auch fetter Fisch, Eier und angereicherte Lebensmittel können hilfreich sein.
- Proteinreiche Ernährung: Proteine sind wichtig für den Muskelaufbau und die Erhaltung der Muskulatur, was die Wirbelsäule unterstützen kann. Fleisch, Fisch, Hülsenfrüchte und Nüsse sind gute Optionen.
- Antioxidantien: Lebensmittel, die reich an Antioxidantien sind, wie Obst und Gemüse, können Entzündungen im Körper reduzieren und die allgemeine Gesundheit fördern.
- Wasserzufuhr: Ausreichend Wasser zu trinken ist wichtig für die allgemeine Gesundheit und kann helfen, die Flexibilität der Bandscheiben zu unterstützen.
- Vermeidung von verarbeiteten Lebensmitteln: Diese enthalten oft ungesunde Fette und Zucker, die entzündungsfördernd wirken können.
- Bewegung und Sport: Regelmäßiges Sporttreiben schon im Jugendalter kann der Verkrümmung der Wirbelsäule entgegenwirken. Jungen und Mädchen sollten langes Sitzen, z.B. vor dem Computer, vermeiden. Das betrifft ebenfalls Erwachsene.
- Rückenfreundlicher Arbeitsplatz: Ein ergonomisch eingerichteter Schul- oder Arbeitsplatz kann ebenfalls dabei helfen, Anzeichen von Morbus Scheuermann zu minimieren. Eine rückenfreundliche Sitzhaltung hilft dabei, Fehlstellungen im Brust- und Lendenwirbelbereich zu vermeiden.
Ursache und Entstehung
Die genauen Ursachen von Morbus Scheuermann sind bislang nicht vollständig geklärt. Es handelt sich um eine multifaktorielle Erkrankung, bei der verschiedene Faktoren eine Rolle spielen:
- Genetische Faktoren: Die Häufung von Fällen in Familien deutet auf eine vererbte Veranlagung hin.
- Wachstumsstörungen: Probleme bei der Umwandlung von Knorpel in Knochen während des Wachstumsprozesses sowie Schäden an den Deck- und Bodenplatten der Wirbelkörper können als Auslöser in Frage kommen.
- Mechanische Belastung: Langes Sitzen in gebeugter Haltung, sportliche Aktivitäten, die die Wirbelsäule stark belasten, sowie eine schwache Muskulatur könnten die Entstehung der Erkrankung begünstigen.
- Hormonelle Faktoren: Stoffwechselstörungen oder hormonelle Veränderungen während der Pubertät könnten zur Krümmung der Wirbelsäule beitragen.
- Vitaminmangel: In einigen Fällen spielen Vitaminmangelzustände eine Rolle.
Zu den Risikofaktoren, die die Entwicklung von Morbus Scheuermann begünstigen können, zählen:
- Schnelles Wachstum in der Pubertät
- Leistungssport, vor allem solche Disziplinen, die die Wirbelsäule stark belasten
- Eine schwache Bauch- und Rückenmuskulatur
- Häufiges, dauerhaftes Sitzen oder Stehen in nach vorn gebeugter Haltung
Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass diese Risikofaktoren nicht zwangsläufig zur Entwicklung der Erkrankung führen müssen.
Morbus Scheuermann tritt meist in der Brustwirbelsäule auf, kann aber auch in der Lendenwirbelsäule vorkommen. Diese Form wird als atypischer Morbus Scheuermann oder Typ II bezeichnet.
Bei der Lendenwirbelsäulen-Variante entsteht ein Flachrücken / Verflachung der physiologischen Lordose. Dabei besteht eine ungünstigere Langzeit-Schmerz Prognose im Vergleich zur Brustwirbelsäulen-Form.
Spätfolgen bei Morbus Scheuermann
Die Beschwerden bei Morbus Scheuermann treten meist erst im Erwachsenenalter auf. Nur wenige Menschen haben schon im Jugendalter Rückenschmerzen. Allerdings haben viele Jugendliche einen auffällig gerundeten Rücken. Sie werden oft von ihren Eltern wegen einer schlechten Haltung zum Arzt gebracht. Dabei ist es wichtig, zwischen dieser vorübergehenden schlechten Haltung und einer ernsthaften Erkrankung zu unterscheiden.
Im Erwachsenenalter können langfristige Folgen durch die Rundung der Brustwirbelsäule entstehen. Diese verändert die Haltung der gesamten Wirbelsäule. Manchmal geht Morbus Scheuermann auch mit einer seitlichen Verkrümmung der Wirbelsäule (Skoliose) einher.
Es kann zu Verspannungen und Schmerzen in der Rückenmuskulatur kommen. Auch die Wirbelkörper können durch Überlastung schneller abnutzen (Osteochondrose). Am häufigsten haben die Betroffenen Schmerzen im unteren Rücken (Lendenwirbelsäule), da dieser Bereich besonders stark belastet wird.
Wie geht es beruflich weiter?
Morbus Scheuermann führt zu Einschränkungen in der Beweglichkeit der Betroffenen und ist oft mit Schmerzen verbunden.
Daher ist es wahrscheinlich, dass diese Erkrankung bei einer körperlich belastenden Tätigkeit zu einer bedingten Berufsunfähigkeit führt.
Im Gegensatz dazu haben Personen, die in Berufen arbeiten, in denen sie ihre Position flexibel gestalten und jederzeit Pausen einlegen können, bessere Chancen, ihre Arbeitsfähigkeit aufrechtzuerhalten.
Auch eine Umschulung ist unter gewissen Voraussetzungen möglich. Auf shiftyourcareer können Sie verschiedene Möglichkeiten nachlesen.
Bei einigen Patienten kommt die Frage einer Erwerbsminderungsrente auf. Dies hängt von verschiedenen Faktoren ab und ist ganz individuell zu entscheiden. Auf der Seite der Deutschen Rentenversicherung können Sie sich die geforderten Unterlagen herunterladen, um diese auszufüllen.
Ist Morbus Scheuermann weit fortgeschritten (Endstadium) und die Beeinträchtigungen machen sich im Alltag zunehmend bemerkbar, ist es auch ratsam, einen Behinderungsgrad (GdB - Grad der Behinderung) zu beantragen. Die Anträge dazu erhalten Sie bei Ihrem zuständigen Versorgungsamt. Auf der Seite pflege.de sind alle Vorteile, abhängig vom Merkzeichen und Grad der Behinderung, aufgelistet.