Gesundheitsversorgung für mobil eingeschränkte Personen – Tipps für den Alltag

Frau im Rollstuhl zu Hause

Die Gesundheitsversorgung stellt für viele Senior:innen und Menschen mit eingeschränkter Mobilität eine große Herausforderung dar. Arztbesuche, Therapien oder die regelmäßige Medikamentenversorgung erfordern oftmals körperliche Anstrengungen, die für diese Personen schwer zu bewältigen sind. Dabei ist gerade für sie eine kontinuierliche medizinische Betreuung wichtig, um die Gesundheit zu erhalten und Verschlechterungen vorzubeugen. Zum Glück gibt es heute zahlreiche Hilfsmittel, Technologien und Dienstleistungen, die den Alltag erleichtern und die medizinische Versorgung sicherstellen.

Telemedizin und Videosprechstunden

Was ist Telemedizin?

Telemedizin umfasst die Nutzung digitaler Technologien, um medizinische Leistungen über räumliche Distanzen hinweg anzubieten. Dies erfolgt beispielsweise durch Videosprechstunden, bei denen Patient:innen mit Ärzten via Videotelefonie kommunizieren. Dabei schildern sie Symptome oder zeigen bestimmte Beschwerden per Kamera. Telemedizin wird vor allem bei Diagnosen oder Verlaufskontrollen eingesetzt, wenn keine physische Untersuchung oder Probenentnahmen erforderlich sind, wie bei psychischen Erkrankungen, chronischen Leiden oder der Begutachtung von Wunden. Auch die Gerätekontrolle bei Patient:innen mit einem Kardioverter/Defibrillator oder CRT-System fällt darunter. Ein großer Vorteil der Telemedizin ist, dass sie mobil eingeschränkten Personen den Weg zur Praxis erspart und eine ortsunabhängige ärztliche Versorgung ermöglicht. Besonders in ländlichen Gebieten schließt sie Versorgungslücken.

Die Telemedizin hat in den letzten Jahren, besonders während der Pandemie, an Bedeutung gewonnen. Seit einer gesetzlichen Änderung im Jahr 2018 ist es sogar erlaubt, ausschließliche Fernbehandlungen durchzuführen, solange diese ärztlich verantwortbar sind. Die Technik bringt viele Vorteile, stößt aber an Grenzen, wenn persönliche Untersuchungen oder eine detaillierte Diagnostik erforderlich sind.

Vorteile der Online-Sprechstunde für mobil eingeschränkte Personen

  • Keine Anfahrtswege - Für Menschen, die Schwierigkeiten haben, sich fortzubewegen, entfallen lange und anstrengende Wege zur Arztpraxis.
  • Zeitersparnis - Die oft zeitaufwändige Planung eines Arztbesuchs, von der Terminvereinbarung bis zur An- und Abreise, wird durch die Telemedizin vereinfacht.
  • Schnelle Beratung - Gesundheitsprobleme, die keine körperliche Untersuchung erfordern, können auch per Video schnell und effizient diagnostiziert und behandelt werden.
  • Schließt Versorgungslücken - Wenn Personen in einer Region leben, die unter erheblichem Ärztemangel leidet.

Technische Voraussetzungen und Tipps zur Nutzung der Videosprechstunde

Um Telemedizin nutzen zu können, benötigen Patient:innen ein internetfähiges Gerät, wie ein Smartphone, Tablet oder einen Computer mit Kamera und Mikrofon sowie eine stabile Internetverbindung. Viele Arztpraxen bieten bereits einfache Plattformen oder Apps an, die intuitiv und benutzerfreundlich gestaltet sind. Eine kurze Einführung durch Angehörige oder Bekannte kann hilfreich sein, um eventuelle Unsicherheiten bei der Bedienung zu beseitigen. Sollten technische Probleme auftreten, gibt es oft Unterstützung durch die Praxen, spezielle Telemedizin-Plattformen verfügen auch oft über technische Hilfsdienste.

Um die Verständlichkeit zu verbessern und Hintergrundgeräusche zu minimieren, empfiehlt es sich, Kopfhörer zu verwenden. Für eine optimale Sichtbarkeit sollte die zu behandelnde Person gut ausgeleuchtet sein. Eine ruhige Umgebung ist entscheidend für ein störungsfreies Gespräch. Es ist ratsam, sich etwa zehn Minuten vor dem Termin einzuloggen, um mögliche technische Probleme zu beheben. Vor dem Gespräch sollten Symptome und relevante Gesundheitsdaten wie Blutdruck oder Temperatur notiert und falls erforderlich die Gesundheitskarte bereitgehalten werden.

Hausbesuche von Ärzten und Pflegediensten

Ärztliche Hausbesuche

Personen, die bettlägerig, chronisch krank oder stark bewegungseingeschränkt sind, haben Anspruch auf einen ärztlichen Hausbesuch. Der Hausarzt besucht Patient:innen zu Hause, untersucht sie und passt die Behandlung an. Dies ist besonders bei schwerwiegenden Erkrankungen, wie starkem Schwindel, Schlaganfällen oder Lähmungen, wichtig, wenn der Gang zur Praxis unmöglich ist. Voraussetzung für einen Hausbesuch ist jedoch ein bereits bestehendes Behandlungsverhältnis. Zudem spielt die Entfernung zum Arzt eine Rolle, da viele Hausärzte nur Besuche in einem begrenzten Umkreis durchführen. Bei der Terminplanung ist es ratsam, frühzeitig mit der Praxis Kontakt aufzunehmen, da Hausbesuche zeitlich intensiver sind und oft mehrere Tage Vorlauf erfordern.

Pflegedienste für die medizinische Versorgung zu Hause

Pflegedienste bieten umfassende Unterstützung direkt in den eigenen vier Wänden an. Sie übernehmen nicht nur die Grundpflege, sondern auch medizinische Aufgaben wie die Überwachung von Blutdruck und Blutzucker, die Verabreichung von Medikamenten und die Wundversorgung. Dies stellt sicher, dass Patient:innen eine kontinuierliche Versorgung erhalten, ohne regelmäßig eine Arztpraxis aufsuchen zu müssen. Zudem entlasten Pflegedienste oft auch Angehörige, die nicht immer alle Pflegeaufgaben selbst übernehmen können.

Mobile Therapien für den Erhalt der Beweglichkeit

Auch therapeutische Angebote, wie Physiotherapie und Ergotherapie, lassen sich direkt zu Hause in Anspruch nehmen. Mobile Physiotherapeuten kommen zu Patient:innen nach Hause, um gezielt Übungen zur Verbesserung der Mobilität, Koordination und Muskelkraft durchzuführen. So bleibt der körperliche Zustand stabil, und die Gefahr von Stürzen oder anderen Komplikationen wird reduziert. Gerade bei älteren und mobil eingeschränkten Menschen ist es entscheidend, die Beweglichkeit und Selbstständigkeit so lange wie möglich zu erhalten.

Apotheken-Lieferdienste, Sanitätshäuser und Medikamentenmanagement

Medikamentenlieferung nach Hause

Immer mehr Apotheken bieten einen Lieferservice für Medikamente an, der es ermöglicht, verschriebene Medikamente direkt nach Hause zu erhalten. Dieser Service ist besonders wertvoll für Menschen, die nicht in der Lage sind, ihre Medikamente persönlich abzuholen. Bei vielen Apotheken ist auch auch eine automatische Nachbestellung möglich, bei der regelmäßig benötigte Medikamente automatisch nachgeliefert werden, um Versorgungslücken zu vermeiden.

Medikamentenmanagement und Erinnerungen

Besonders für ältere Menschen oder multimorbide Patient:innen, ist es oft schwierig, den Überblick über die tägliche Einnahme von Medikamenten zu behalten. Digitale Pillendosen oder spezielle Apps sorgen für Unterstützung, indem sie durch ein Alarmsignal an die rechtzeitige Einnahme der Medikamente erinnern. Solche Tools helfen dabei, den Medikationsplan zuverlässig einzuhalten und mögliche Komplikationen durch vergessene Dosen zu verhindern.

Online-Sanitätshäuser - Hilfsmittel nach Hause bestellen

Online-Sanitätshäuser verfügen über ein umfangreiches Sortiment an Hilfsmitteln, die das Leben zu Hause erleichtern. Produkte wie Rollatoren, Pflegebetten und orthopädische Schuhe können online bestellt und direkt nach Hause geliefert werden. Das Sortiment umfasst Mobilitätslösungen, Alltagshilfen, Gesundheitsprodukte, Pflegeartikel und technische Geräte. Häufig werden Beratungen per Video oder Telefon angeboten. Sind Rezepte vorhanden, wird die Abwicklung auch mit den Krankenkassen übernommen.

Fahrdienste für Arztbesuche und Klinikaufenthalte

Spezialisierte Fahrdienste für mobil eingeschränkte Personen

Es gibt spezialisierte Fahrdienste, die sich auf den Transport von Menschen mit eingeschränkter Mobilität konzentrieren. Diese Dienste verfügen über Fahrzeuge, die speziell für Rollstuhlfahrer:innen oder Personen mit Gehhilfen ausgerüstet sind und sorgen für einen sicheren und komfortablen Transport. Sie sind eine wertvolle Unterstützung, um regelmäßige Arzttermine oder Klinikbesuche wahrzunehmen, ohne auf Hilfe Dritter angewiesen zu sein.

Krankentransporte und Kostenübernahme

Für mobil eingeschränkte Personen oder solche mit akuten gesundheitlichen Problemen sind Krankentransporte oft unerlässlich, um zu medizinischen Behandlungen zu gelangen. Diese Transporte müssen ärztlich verordnet werden und sind nur dann erstattungsfähig, wenn sie medizinisch notwendig sind. Fahrten müssen in der Regel direkt zwischen dem Aufenthaltsort des Patienten und der nächstgelegenen geeigneten Behandlungseinrichtung erfolgen.

Bei bestimmten Voraussetzungen, wie einem Pflegegrad von 4 oder 5 oder einer entsprechenden Schwerbehinderung, können Patient:innen auch ohne vorherige Genehmigung der Krankenkasse Taxis für notwendige Fahrten nutzen, die anschließend erstattet werden. Für genauere Informationen über die Kostenübernahme ist es empfehlenswert, sich im Vorfeld mit der Krankenkasse abzustimmen.

Elektronische Gesundheitsakte und digitale Tools

Die elektronische Patientenakte (ePA)

Die elektronische Patientenakte (ePA) ist eine moderne Lösung zur zentralen Speicherung von Gesundheitsdaten. Sie ermöglicht es, Informationen wie Diagnosen, Medikationspläne und Untersuchungsergebnisse an einem Ort zu sammeln und bei Bedarf mit verschiedenen Ärzten zu teilen. Dies spart Zeit und reduziert Missverständnisse, da alle beteiligten Mediziner jederzeit auf die aktuellen Gesundheitsdaten zugreifen können.

Gesundheits-Apps zur Überwachung chronischer Krankheiten

Für Menschen mit chronischen Erkrankungen, wie Diabetes oder Bluthochdruck, sind spezialisierte Gesundheits-Apps eine wertvolle Unterstützung. Diese Apps helfen, die wichtigsten Gesundheitswerte zu überwachen und ermöglichen es, die Daten regelmäßig an das ärztliche Team zu übermitteln. So können Ärzte den Verlauf der Erkrankung engmaschig kontrollieren und bei Bedarf schnell eingreifen. Für mobil eingeschränkte Personen ist dies besonders praktisch, da viele Kontrollen bequem von zu Hause aus durchgeführt werden können.

Pflegegrad und finanzielle Unterstützung durch die Pflegeversicherung

Pflegegrad beantragen - Wie funktioniert das?

Ein Pflegegrad kann beantragt werden, wenn eine dauerhafte Unterstützung im Alltag erforderlich ist und Leistungen aus der Pflegeversicherung in Anspruch genommen werden sollen. Der Antrag erfolgt formlos bei der Pflegeversicherung, die ein Formular zur Verfügung stellt. Nach der Einreichung des ausgefüllten Formulars folgt ein Pflegegutachten, bei dem ein Gutachter des Medizinischen Dienstes vor Ort erscheint, um die individuelle Situation zu bewerten. Die Entscheidung über den Pflegegrad erfolgt basierend auf einem Punktesystem und wird schriftlich mitgeteilt. Bei Bedarf kann gegen das Ergebnis Widerspruch eingelegt werden.

Finanzielle Unterstützung und Entlastungsangebote für Patient:innen mit geringer Mobilität

Neben der direkten finanziellen Unterstützung gibt es viele Entlastungsangebote, die durch die Pflegeversicherung abgedeckt werden. Dazu gehören Haushaltshilfen, Tagespflegeeinrichtungen oder auch Kurzzeitpflege, wenn Angehörige eine Auszeit benötigen. Diese Angebote tragen dazu bei, dass mobil eingeschränkte Menschen im Alltag gut versorgt sind.

Fazit

Mobil eingeschränkte Personen müssen heute nicht mehr auf eine umfassende Gesundheitsversorgung verzichten. Durch moderne Technologien wie die Telemedizin, digitale Tools zur Medikamentenverwaltung und spezialisierte Dienstleistungen wie Hausbesuche oder Fahrdienste ist es möglich, die Selbstständigkeit zu bewahren und eine kontinuierliche, qualitativ hochwertige und umfassende Gesundheitsversorgung zu gewährleisten. So können auch mit Einschränkungen ein selbstbestimmtes und gesundes Leben führen.